Filmszene 15
Wer kennt nicht die Serien „Ein Bayer auf Rügen“ oder „Hallo Robbie“? Seit fast 100 Jahren werden nun schon Filme auf den Inseln Rügen und Hiddensee, sowie in der Hansestadt Stralsund gedreht. 1935 entstand einer der besonderen Filmstreifen an der Ostküste Rügens...
„Der Dschungel ruft“ ist wahrscheinlich der erste Abenteuerfilm, der auf der Insel Rügen gedreht wurde. Produzent und Sensationsdarsteller ist Harry Piel. Er ist einer der Pioniere des deutschen Kinos. Getreu dem Motto „Man muss das filmen, was auf der Bühne nicht darzustellen ist.“ verwandelt er die Prorer Wiek in einen Dschungel mit Palmen und lässt – zum Höhepunkt - am Ende des Films sogar eine wild gewordene Herde von Elefanten den Strand verwüsten...
Doch der Reihe nach: Mitten im indischen Dschungel lebt Bobby Roeder - gespielt von Harry Piel. Nur unweit von ihm hat sich auch der Schmetterlingsforscher Helmer mit seiner reizenden Tochter niedergelassen. Doch die Ruhe trügt. Eines Tages geht die Amerikanerin Dina Morris mit ihrer Yacht am Rande des Dschungels vor Anker. Sie und Bobby fühlen sich zu einander hingezogen. Doch es gibt Ärger. William Edwards, der mit der Amerikanerin das Land betrat, macht Jagd auf die Tiere des Dschungels. Nachdem er einen weißen Stier erlegt, beginnt er auch Bobbys treuen Tiger Byla zu jagen. Um ihn vor William Edwards zu schützen, stellt sich Rose – die reizende Tochter des Schmetterlingsforschers Helmer – vor den Tiger. So wird sie selbst getroffen. Daneben haben die Eingeborenen begonnen Bobby zu jagen, weil sie glauben, dass er den weißen Stier getötet hat. Schließlich vertreiben die Tiere des Dschungels die Eindringlinge und verwüsten das Lager, welches die Amerikaner am Strand errichtet haben. Dina bleibt letztlich nur die Flucht in ihre Welt. Sie muss erkennen, dass Bobby nicht dazu gehört. Auf einem Elefant reitend kehrt er zurück in den Dschungel und findet Rose. Er kümmert sich um die durch den Schuss leicht Verletzte und erkennt, dass beide zueinander gehören.
Abenteuerfilme, wie diese, gehören auch in den 30er Jahren noch zu den großen Ausnahmstreifen. Und damit hat der Mann der „tausend Sensationen“ – Harry Piel - reichlich Erfahrung. In 5 Stummfilmminuten erkletterte Piel schon mal einen Industrieschornstein, ließ sich von dort in ein darüber fliegendes Flugzeug ziehen und landete kurz darauf im Versteck der Verbrecher, die er selbstverständlich ohne Ausnahme schachmatt setzte. So liebt ihn sein Publikum, als Charmeur mit eisernen Nerven oder als Tierdresseur – der auch in den Zeiten des Tonfilms Meilensteine des deutschen Kinos setzte – einen davon auf der Insel Rügen.